Regensburg braucht anspruchsvollere Architektur
Selbstverständlich hat die Stadt ein entscheidendes Wörtchen mitzureden, wenn es um Fassadengestaltung geht. Ist hierdurch der öffentliche Raum betroffen, kann diese keine rein private Angelegenheit sein. Irmgard Freihoffer, Stadträtin der Linken und Mitglied des Stadtplanungsausschusses, teilt auch prinzipiell die Bewertung des Rebl-Hauses durch die Stadt und den Gestaltungsbeirat.
„Gewiss, die Farbgebung des Rebl-Hauses ist aufdringlich und effekthascherisch und setzt sich allzu trotzig von der Nachbarschaft ab“, so Irmgard Freihoffer. „Doch die Umgebung an der Frankenstraße ist ihrerseits nicht gerade eine Augenweide: Zahlreiche Leserzuschriften haben gezeigt, dass Gebäude wie das KPMG-Gebäude, das Kentucky Fried Chicken-Restaurant oder der neu gebaute Baumarkt als graue und monotone oder gar trostlose Architektur empfunden werden. Da wirkt das bunte Haus quasi wie ein Lichtblick.“
„Der architektonische Sündenfall an der Frankenstraße begann also schon viel früher“, moniert Irmgard Freihoffer. „Die Stadt hat sich so selbst ein Bein gestellt, denn monotone Architektur ist nicht automatisch als weniger schlimm zu bewerten als aufdringliche, aber fröhliche Farbgebung. Wenn die Stadt zudem das überdimensionierte, kitschige Portrait des Firmengründers am Kentucky Fried Chicken-Restaurant zulässt, braucht man sich nicht über einen angeblichen Werbeeffekt beim Rebl-Haus aufregen.“
Dass nun die Stadt auf eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Eigentümer des Hauses verzichtet, hält die Stadträtin für richtig. Doch wäre die Stadt in Zukunft gut beraten, generell höhere Ansprüche zu stellen: „Bauten wie das KPMG-Gebäude sind typische Investorenarchitektur. Die Welterbestadt Regensburg hat Besseres verdient.“