Schwere Verkehrsunfälle dürfen nicht länger als unvermeidbares Schicksal hingenommen werden
Tausende von Verkehrstoten jedes Jahr in Deutschland, dazu ein Vielfaches an Schwerverletzen, von denen vielen eine Rückkehr in ein normales Leben versagt bleibt. Dabei sind in diesen Statistiken diejenigen Menschen, die erst nach 30 Tagen an den Folgen des Unfalls sterben, gar nicht mitgezählt. Hinzu kommen die über 10.000 Todesfälle jedes Jahr durch Feinstaub- und Stickoxidbelastungen.
Wenn von innerer Sicherheit die Rede ist, dann bedeutet dies in der Regel Terrorabwehr und vorbeugende Maßnahmen gegen Einbrüche. Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen bei öffentlichen Veranstaltungen und die anhaltende Debatte darüber, wieviele Freiheitsrechte eingeschränkt werden dürfen, zeigen die Dringlichkeit, einen Anschlag wie auf einem Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016 mit 12 Todesopfern zu verhindern. Aber wir nehmen z. B. über 3.200 Verkehrstote im Jahr 2016 und ca. 7.000 Schwerverletzte[1] hin und es wird von den Verantwortlichen so getan, als handle es sich vor allem um ein individuelles Schicksal, wenn Menschen im Straßenverkehr zu Tode kommen oder schwerverletzt überleben. Und auch die Medien stellen nur selten einen Zusammenhang mit der diese Todesfälle mitverursachenden Verkehrspolitik her.
Immer noch setzt die Politik auf die falschen Rezepte. Dass Staus und Mobilitätsengpässe weiterhin häufig durch Straßenaus- und Neubau bewältigt werden, zeigen der Bundesverkehrswegeplan 2016, die massive Verlagerung des Güterverkehrs von der Schiene auf die Straße seit den 90er Jahren und die Verkehrspolitik hier vor Ort. Und stets wird so getan, als gäbe es keine Alternative. Das ist aufgrund von Lärm, Flächenverbrauch, CO2-, Feinstaub- und Stickoxidemissionen nicht nur ökologisch ein Irrsinn. Wir nehmen auch seit Jahrzehnten einen hohen Blutzoll für den motorisierten Individual- und LKW-Verkehr hin. Das ist unverantwortlich.
Die großen Verkehrsplanungen in Regensburg und im Landkreis beruhen auf den überholten Verkehrsplanungen eines Prof. Kurzak, der in den autogerechten Verkehrskonzepten der 60er und 70er Jahre stecken geblieben ist. Kurzak-Planungen wie die Sallerner Regenbrücke und der A3-Ausbau sind aber die falschen Lösungen, um z. B. zweimal täglich ca. 100.000 Pendler in Stadt und Landkreis an ihren Arbeitsplatz zu bringen. Für eine sichere und ökologische Mobilität im 21. Jahrhundert müssen endlich der ÖPNV mit einer Stadt-/Umlandbahn und sichere Fahrradwege vorrangig ausgebaut, der Güterverkehr auf die Schiene verlagert und der motorisierte Individual- und Lastwagenverkehr auf ein Minimum reduziert werden. Wann beginnt endlich ein Umdenken?
Ein erfreulicher Vorstoß kommt nun von außerhalb des Stadtrats. Die Initiative für einen Radentscheid, die u. a. sichere Fahrradwege abseits viel befahrener Straßen fordert, begrüßen wir ausdrücklich.
[1] Die Statistische Zahl der Schwerverletzten liegt bei ca. 70.000 im Jahr 2016. Darunter fallen alle, die sich mindestens 24 Stunden im Krankenhaus aufhalten. Die Zahl mit tatsächlich schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden wird für das Jahr 2016 auf ca. 7.000 geschätzt.