Archivpflege genieße eigentlich einen hohen Stellenwert, stellen die Linke–Stadträte Irmgard Freihoffer und Richard Spieß fest: Die Archivpflege sei nicht nur eine Pflichtaufgabe nach der Bayerischen Gemeindeordnung, sie habe sogar Verfassungsrang. Gemäß der Verfassung des Freistaates Bayern (Art. 141 Abs. 2) seien Denkmäler der Geschichte von Staat, Gemeinden und Körperschaften des öffentlichen Rechts zu schützen und zu pflegen. Ebenso stelle die „Gemeinsame Bekanntmachung der Bayerischen Staatsministerien des Innern und für Unterricht Kultus, Wissenschaft und Kunst“ von 1992 fest: „Das Archivgut […] sichert als objektive Quelle die rechtsstaatlich gebotene Kontinuität der Verwaltung und ist zugleich die unverzichtbare und unersetzliche Grundlage für die Erforschung der Vergangenheit.“
Die spezifischen Aufgaben zum Vollzug des Bayerischen Archivgesetzes und der kommunalen Archivpflege werden dort weiter festgelegt: Dabei umfasse die Archivierung nicht nur die Aufgabe, das Archivgut zu erfassen und auf Dauer zu verwahren und zu sichern, sondern auch „zu erschließen, nutzbar zu machen und auszuwerten“.
„Es darf deshalb nicht dem Belieben anheimgestellt werden, ob diese Aufgaben mal mehr, mal weniger ernsthaft wahrgenommen werden, insbesondere in einer so geschichtsträchtigen Stadt wie Regensburg“, so Freihoffer.
„Das Stadtarchiv erfreute sich in den letzten Jahren keiner großen Wertschätzung. Der Jahresbericht des Kulturreferats für das Jahr 2009 liest sich größtenteils wie eine Notverordnung. Aus Personaleinsparungsgründen konnten u. a. statistische Nachweise nicht mehr erfolgen und, noch schlimmer, eine Bestandspflege fand nicht mehr statt. D. h. die Archivalien, die neu hereinkommen, wurden nur mehr registriert, aber nicht weiter nach Themen und Schlagwörtern ausgewertet. Im Jahresbericht 2010 wurde das Kapitel über das Stadtarchiv gleich ganz herausgelassen, ebenso im Jahresbericht 2011.“
Vor über einem Jahr reichten die Stadträte Freihoffer und Spieß einen Antrag zum Internetauftritt ein. Er wurde mit dem Hinweis, dass dies reine Verwaltungssache sei, nicht behandelt. „Der Internetauftritt ist nach wie vor miserabel, er hat sich ja auch seit letztem Jahr nicht verändert, so Freihoffer. „Wichtige Informationen fehlen weiterhin. Bei der Stadt fühlt sich offenbar niemand dafür verantwortlich.“ Zwar wurden viele Quellen aus dem Mittelalter schon digitalisiert, aber nirgendwo seien diese online verfügbaren Dokumente auf der Homepage des Stadtarchivs erwähnt. Damit könne sie außer einem kleinen Kreis Eingeweihter niemand nutzen. Des Weiteren habe man weder eine grobe Bestandsübersicht aufgeführt noch die falschen Angaben über das Regensburger Stadtarchiv im Internetportal „Archive in Bayern“ korrigiert.
Ein weiterer Antrag der Linken zu den Öffnungszeiten wurde vor einem Jahr einstimmig vom Kulturausschuss beschlossen. Nachdem sich die Öffnungszeiten seitdem nicht geändert haben, fordern die Linke-Stadträte im (morgigen) Kulturausschuss eine Stellungnahme. „Archivarbeit ist in der Regel sehr aufwändig und zeitintensiv, zudem können Archivalien nicht entliehen werden. Die maximal zusammenhängende Öffnungszeit von nur zwei bzw. drei Stunden verhindert eine effiziente wissenschaftliche Arbeit. Um den Besuch des Archivs benutzerfreundlicher zu gestalten, plädieren wir für längere zusammenhängende Öffnungszeiten. Die gesamte Öffnungszeit von 23 Stunden müsste deswegen nicht einmal geändert werden.“ Mit ihrer Forderung orientieren sie sich an den Öffnungszeiten vieler anderer bayerischer Stadtarchive wie z.B. in Amberg, Passau, Erlangen oder Würzburg.