In einer gemeinsamen Presseerklärung stellen die Stadträtinnen Irmgard Freihoffer (Linke) sowie Maria Simon und Monir Shahedi (beide Grüne) fest: „Es ist wichtig, Lösungswege für mögliche Probleme beim Straßenbahnbau in Regensburg zu kennen. In Freiburg konnten wir anschaulich vor Ort erfahren, dass nicht optimale Platzverhältnisse und andere Schwierigkeiten beim Bau und Ausbau der Stadtbahn erfolgreich überwunden werden können.“
Dahin führte vergangenen Freitag, 17.03.2023 eine Exkursion für die Mitglieder des Stadtbahnausschusses und der Verwaltung als auch weiteren interessierten Bürger*innen und Organisationen. Oberbürgermeister Martin Horn empfing die 30-köpfige Delegation aus Regensburg. „Die Straßenbahn ist das Rückgrat unseres ÖPNV“, erklärte er. Baubürgermeister Prof. Dr. Martin Haag und Vorstände der Freiburger Verkehrs-AG und Mitarbeiter des Garten- und Tiefbauamts der Abteilung Verkehrsprojekte und -planung stellten sich den Fragen der Regensburger.
Interessant: Dieselben scheinbar unüberwindbaren Hindernisse wie in Regensburg waren und sind auch beim Bau und Ausbau der Stadtbahn in Freiburg vorhanden: nicht optimale Straßenbreiten oder Mischverkehr, d. h. Strecken, auf denen sich die Stadtbahn und der motorisierte Individualverkehr eine Spur teilen, Geräusche der Räder in engen Kurven, Grundstückszufahrten bei beengten Straßenverhältnissen – für all diese Herausforderungen konnte sich die Delegation vor Ort ein Bild machen, wie sie gelöst wurden.
Zum Beispiel wird die Stadtbahn bei zu engen Straßen im Mischverkehr geführt, aber bevor Autos und Straßenbahn auf dieselbe Spur fahren, wird die Stadtbahn an einer Ampel bevorrechtigt, so dass sie dem Autoverkehr vorausfährt. Gegenüberliegende Haltestellen an eigener Trasse für die zweigleisige Stadtbahn können bei Platzmangel versetzt werden. Bei tiefer gelegten Gleisen in der Mitte des Straßenraums und an Haltestellen, die auf der Straße liegen, gibt es Ampeln mit Rot für den Autoverkehr, damit die Fahrgäste sicher aus- und einsteigen können. Krankenwagen und Feuerwehr parken bei fehlenden Abstellflächen im Notfall auf Rad- und Gehwegen, die Müllabfuhr lässt an Ausweichstellen die hinterherfahrenden Autos vorbei, wenn nur eine Straßenspur in jeder Richtung vorhanden ist und dazwischen die eigene Trasse der Stadtbahn verläuft.
Beeindruckend sei, so die Stadträtinnen, wie leise die Straßenbahnen, die auf erschütterungs- und lärmgedämmten Gleisen fahren, im Vergleich zum Autoverkehr sind, insbesondere auf dem Rasengleis. Auch die Geräusche in engen Kurven können reduziert werden, wenn die Räder vor Einfahrt in die Kurve automatisch mit einem Spezialöl geölt werden. Das Rasengleis trägt zudem an vielen Stellen zur Entsiegelung des Bodens bei.
Der Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn stellt fest: „In Freiburg beschweren sich die Menschen, wenn keine Stadtbahn in ihr Stadtviertel fährt“. Die hohe Akzeptanz rührt von den positiven Erfahrungen mit der Stadtbahn her. Vor Ort gut sichtbar: Der Straßenraum, durch den eine Stadtbahn führt, ist erheblich entspannter und ruhiger, weil weniger Autos unterwegs sind. Die Aufenthalts- und Lebensqualität steigt deutlich.
Freihoffer, Shahedi und Simon bewerten es als ausgesprochen positiv, dass auch etliche Mitglieder der BI Gleisfrei Regensburg sowie aus der Gruppe der zufällig ausgewählte Bürger*innen sich die Zeit nahmen, an der Exkursion teilzunehmen und ihr Wissen zu erweitern.
Das komplette Fernbleiben von Mitgliedern der CSU-Fraktion stößt dagegen auf völliges Unverständnis.: „Dass die CSU, immerhin größte Fraktion im Stadtrat, es nicht der Mühe wert findet, an dieser Exkursion teilzunehmen, zeigt, dass sich die CSU-Kolleg*innen mehr mit dem Verhindern als mit dem Umsetzen der Stadtbahn beschäftigen“, so Simon. Und Shahedi ergänzt: „Enttäuschend ist es, dass sich die CSU-Kolleg*innen nicht mit den konkreten Lösungen für den Bau einer Stadtbahn auseinandersetzen wollen.“ „Wäre es nicht Pflicht für die Ausschussmitglieder oder deren Stellvertretungen, sich dieses Wissen anzueignen und die konkrete Anschauung vor Ort zu haben?“ fragt Freihoffer. „Die CSU-Stadträt*innen wollen sich offenbar nicht mit Wissen belasten. So kann man beruhigter die eigene ablehnende Haltung zementieren“.
Foto: Verena Danner
Bildbeschreibung: von links nach rechts: Monir Shahedi, Thomas Thurow, Maria Simon, Irmgard Freihoffer, Dr. Klaus Rappert, Hans Holler